Montag, Juli 17, 2006

17. Juli 1429: Die Krönung Karls VII.

Ich ziehe die Erinnerung an die Krönung Karls VII., welche ohne Jeanne d'Arc so wohl nie stattgefunden hätte, etwas vor. Man erinnere sich, dass eines der Ziele von Jeanne d'Arc eben diese Krönung war. Und so stand sie 1429 leibhaftig mit ihrem Banner nur wenige Schritte von Karl VII. entfernt, in dieser atemberaubenden Kathedrale.

Mit einem einfachen Klick auf die Bilder gelangt man zur grösseren Ansicht.


Rheims, Kathedrale; Quelle: Grébert (Flickr)


Reims, Kathedrale; Quelle: RuiPereira (Flickr)


Reims, Kathedrale; Quelle: Grébert (Flickr)

Zur Feier des Tages, aus meinem Lieblingsbuch* zum Thema Jeanne d'Arc. Historisch zwar nicht immer auf dem aktuellsten Stand (das Buch stammt von 1834), aber sprachlich ein kleiner Genistreich. Die Gedichte sind dem sonstigen Inhalt gegenüber als eher 'schwach' anzusehen.

Guido Görres ist übrigens der Sohn von Joseph von Görres, der den 'Rheinischen Merkur' seinerzeit gründete.


Zitat:
"Die beiden kleinen Gedichte, welche hier zum Schlusse folgen, machen keine anderen Ansprüche, als ein Blatt in den großen Ehrenkranz zu flechten, den seit vierhundert Jahren so viele Hände, in dankbarer Bewunderung, um die Stirne der Hirtenjungfrau geschlungen."


Die Krönung König Karls

Zu Rheims in allen Straßen
Da steht das Volk so dicht,
Wie Blumen auf dem Rasen
Bei warmen Sonnenlicht,
Und von Türmen allen
Da weh'n die Banner frei,
Und helle Hörner schallen
Ins frohe Volksgeschrei.

Mit gold'nen Prachtgewändern,
Gar bilderreich bestickt.
Mit Fahnen, Blumen, Bändern
Ist rings der Dom geschmückt;
Es brennen tausend Kerzen,
Ein lichter Sternenkreis,
Es singen tausend Herzen
Dem Herrn der Sterne Preis.

Zur Rechten stehen Frauen
Und zarte Jungfräulein,
Wie Lillien auf den Auen,
Wie Waldesröselein;
Zur Linken stehen Ritter
Und Knappen mit dem Schild,
Wie Blitze beim Gewitter,
Wie junge Adler wild.

Und sieh'! die gold'ne Krone
Wird am Altare jetzt
Dem jungen Frankreichssohne
Vom Bischof aufgesetzt,
Und er, so hoch erhoben,
Kiet nieder dann zur Weih',
Zum Zeichen das dort oben
Ein Fürst der Fürsten sei.

Doch, wer hält am Altare
Das Banner in der Hand,
In schlichtem, dunklem Haare
In weißem Stahlgewand?
Das Banner hochverzeirt
Mit des Erlösers Bild,
Wer ist es, der da führet
Solch heilig Wappenschild?

Aus diesen Augen blicket
So hoher Kühnheit Strahl,
Als ob auf Drachen zücket
Georg den scharfen Stahl;
In diesen Augen glühet
So milder Liebe Licht,
Als ob ein Engel knieet
Vor Gottes Angesicht.

Sag', ist's der Engel einer,
Sag', ist's ein Köngiskind?
So demutsvollblickt keiner,
So kühn, so hochgesinnt;
Vor Ritter, Fürsten, Großen
Erglänzt dies Bild so hold,
Wie Gottes lichte Rosen
Vor Purpur und vor Gold.

Das ist die Gottgeweihte,
Johanna hochgenannt,
Die Gottes Schwert im Streite
Geführt mit kühner Hand;
Da FRankreich schwer gelitten,
Da kam, von Gott gesandt,
Zum König sie geritten
Aus stillem Hirtenland.

Vor Olreans, dem treuen,
Dort klang ihr Schwert so gut,
Daß England mußt' bereuen
Gar schwer den Übermut;
Da sprang ein toter Bronnen
Ihr aus der Brust so bleich,
Da hat sie kühn gewonnen
Der Lilien Königreich.

Zu Patay in dem Holze,
Dort jagte sie so kühn,
Es mußte dort das stolze,
Das harte England flieh'n.
Und auf dem hohen Walle
Bei Jargeau in dem Sturm
Trug sie beim Mörserschalle
Die Fahne auf dem Turm.

Und weiter zog durch Speere
Und Schwerter sie voran
Dem König und dem Heere
Gegen Rheims die Siegesbahn;
Und wo erschien die Treue,
Da wich der Feinde Fuß,
Den König ehrt auf's neue
Des Landes Huld'gungsgruß.

Von seiner Kron' umkränzet
Steht jetzt er am Altar,
An seiner Stirne glänzet
Der Weihe Licht so klar,
Da knieet vor ihm nieder
Die Jungfrau kühn und mild,
Sie senkt die Augenlider
Und spricht von Gott erfüllt:

"O König, hochgeboren!
Das Werk ist nun vollbracht,
Wozu mich Gott erkoren
Und rüstig hat gemacht:
Es ist die Stadt befreiet,
Die Stadt so treu und gut,
gekrönet und geweihet
Ist Franbkreichs Königsblut."

"Auf das die Völker sehen,
Das Dir dies Reich gebührt,
Ließ solches Gott geschehen,
Hat solches Gott vollführt;
Ein Mägdleich hieß er gehen,
Ein schwaches, in das Feld,
Auf das die Völker sehen,
Daß er der Herr der Welt."

"Ein Zeugnis mußt' ich werden
Dem menschlichen Geschlecht,
Wie Gottes Macht auf Erden
Beschirmt getränktes Recht.
Drum knieet vor ihm nieder
Und hebt das Herz empor
Und singet Dankeslieder
In jubelvollem Chor."

So hat sie dort gesprochen,
Die Jungfrau kühn und mild,
Die Jungfrau, die gebrochen
Des stolzen Englands Schild:
Da knieten alle nieder,
Zu Gottes Ehr' und Preis;
Doch ihre Dankeslieder
Das waren Thränen heiß.



LINKS
*Görres, Guido - Die Jungfrau von Orléans

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